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Interview: Gründercoaching in Deutschland

Viele Existenzgründer kommen aus einem Angestelltenverhältnis oder aus der Arbeitslosigkeit. Gemeinsam haben sie meistens, dass es ihre erste Gründung ist. Weder haben sie jemals im Leben einen Businessplan erstellt, noch haben sie meist etwas mit Marktanalysen oder mit Finanzen etwas zu tun gehabt. Hier hilft der Staat über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Zu diesem Thema sprachen wir mit Diplom-Ökonomin Birgit Bruns. Sie ist Kommunikationsberaterin und unterstützt Existenzgründer als Coach für das Programm Gründercoaching Deutschland der KfW Mittelstandsbank. In Ihrer Agentur BBCommunications im Herzen Düsseldorfs berät sie die Jung-Unternehmerinnen und Unternehmer, hilft Ihnen über die ersten, oftmals entscheidenden Klippen hinweg und berät sie meist auch später weiter, wenn es heißt das Unternehmen am Markt bekannt zu machen.

Frau Bruns, wie wird man Gründercoach? Wie kommt man dazu?

Ich habe in der Vergangenheit schon viele Gründer bei ihren Plänen beraten, sich selbstständig zu machen. Habe ihnen dabei geholfen, diese Projekte zum Erfolg zu führen und sie dabei unterstützt, dies später am Markt zu kommunizieren. Als ich von dem Programm „Gründercoaching Deutschland“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau hörte, habe ich mich dort akkreditiert. Jetzt begleite ich Menschen mit tollen Ideen, die sich mit ihrem eigenen Unternehmen etablieren.

Gibt es konkrete Kriterien, nach denen ein Gründer entscheiden kann, ob er überhaupt einen Coach braucht oder würden Sie generell empfehlen, einen Coach einzusetzen?

Viele Existenzgründer kommen aus dem Angestelltenverhältnis. Eine Selbstständigkeit ist jedoch ein ganz anderes Thema. Durch das Coaching-Programm ist man gleich von der ersten Minute an Unternehmer mit allen Vorteilen aber auch mit allen Risiken. Dazu kommt, dass das Thema Finanzierung für manche Projekte entscheidend ist und da braucht es einfach jemanden, der kritisch über den Business Plan schaut und die Planung unter Erfolgskriterien gemeinsam mit dem Gründer bewertet.

Auch ein Coach ist nur ein Mensch und kann nicht alle Dinge abdecken. Können Sie als Kommunikationsfachfrau denn z.B. die Finanzierung mit dem Gründer besprechen?

Da ich einen Bankenhintergrund habe, fällt mir das sehr leicht. In einem weiteren Schritt führen wir auch Gespräche mit Banken, damit eine solide Finanzierung gewährleistet ist, die abschätzbare Risiken für den Existenzgründer hat. Das ist meist ein ganz wichtiges Kriterium, ohne die das Projekt oft nicht realisiert werden kann.

Das hört sich nicht nur gut an, da ist ja für Existenzgründer richtig was zu holen. Wie sieht denn die Förderung konkret aus?

Wenn es um das Programm Gründercoaching Deutschland geht, dann haben leider viele Existenzgründer noch nie davon gehört. Die Arbeitsagenturen informieren zwar darüber, dennoch ist die Informationslage dazu eher schlecht. Dabei ist es gerade für Gründer, die aus der Arbeitslosigkeit kommen, auch wenn sie nur ein paar Tage oder Wochen arbeitslos waren, sehr interessant. Denn einen Coach können oder wollen diese Gründer nicht unbedingt bezahlen, bräuchten ihn aber tatsächlich. Deshalb fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau Gründercoachings für diesen Personenkreis im ersten Jahr mit 90 Prozent. Das heißt, wenn ein Existenzgründer das Coaching-Programm mitmachen möchte, bezahlt er selbst nur 10 Prozent bzw. maximal 400 Euro. Das ist ein sehr überschaubarer Betrag für eine solche Maßnahme.

Stichwort Arbeitslosigkeit: Ist man nur dann Nutznießer dieses Programms, wenn man arbeitslos war, oder kann das jeder Existenzgründer nutzen?

Auch Existenzgründer die nicht aus der Arbeitslosigkeit kommen, werden gefördert. Dann übernimmt die Kreditanstalt für Wiederaufbau immerhin 50 Prozent der Kosten für den Coach.

Gibt es andere Fördergelder für Existenzgründer, auf die Sie über das Coaching hinaus hinweisen?

Ich hatte das Thema Finanzierung bereits erwähnt. In diesem Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten der öffentlichen Hand, die dabei helfen, die Projekte der Existenzgründer zu finanzieren. Gerade im Augenblick spricht man vielfach von der Kreditklemme bei den Banken. Allerdings sind Banken nicht immer so risikofreudig. Gerade bei Existenzgründern weiß man noch nicht, wie sich das Geschäft in der Zukunft entwickeln wird. Es liegt keine Kundenhistorie vor, aus der man erkennen kann, dass dieses Unternehmen schon Kredite erfolgreich zurückgezahlt hat. Also ist das Risiko, das eine Bank eingeht relativ groß. Hier hilft die öffentliche Hand. Dafür gibt es vielfache Möglichkeiten.

Kann sich der Existenzgründer über die KfW auch Spezialisten heraussuchen, wenn er einen Experten für eine sehr spezielle Fragestellung braucht?

Ja. Es gibt ein Portal von der KfW im Internet. Dort werden alle Coaches für das Programm Gründercoaching Deutschland angezeigt. Man kann die Bewertungen sehen, da hier die Coachees die Coaches bewerten. So kann man sehr deutlich sehen, auf welche Themen die einzelnen Coaches spezialisiert sind.

Sie sind Kommunikationsberaterin. Ist Ihr Schwerpunkt im Aufbau sozusagen der einer Geschäftsausstattung, eines Auftrittes?

Natürlich erstelle ich als Gründercoach Businesspläne, Liquiditätspläne, Finanzierungspläne u.s.w. Dann geht meine Beratung jedoch weiter. Wenn die ersten Schritte vollzogen sind, sprechen wir meist über das Thema Kommunikation. Ein neues Unternehmen braucht in der Regel ein Corporate Design, angefangen von der Visitenkarte, über ein Briefpapier bis zu einem Internetauftritt.

Aber es werden vielfach noch weitere kommunikative Mittel gebraucht, wie Vertriebspräsentationen, Unternehmensbroschüren, Newsletter, Anzeigen oder auch eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Art vollzieht sich das Beratungsverhältnis meist weiter, so dass es vorkommen kann, dass man über Jahre zusammen arbeitet.

Das Interview führte Wolfgang A. Eck. Anhören können Sie das Gespräch unter
www.management-radio.de auf dem Kanal Karriere-Coaching im Internet.

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